WBW Aufstockung Landesgeschäftsstelle Architektenkammer
Anerkennung
Leitidee
Als Körperschaft des öffentlichen Rechts fördert die Architektenkammer RLP die regionale Baukultur und vertritt Belange und Interessen des Berufstandes. Durch Ihre Aufgaben leistet Sie u.a. einen wichtigen Beitrag zur Aussenwahrnehmung von Architektur als gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Die Landesgeschäftsstelle der Architektenkammer in Mainz mit Ihrem Sitz nahe des Regierungsviertels ist jedoch in Ihrem städtebaulichen Gefüge kaum wahrzunehmen. Demzufolge sieht das architektonische Konzept einen aussagekräftigen und selbstbewussten Baukörper als Aufstockung des eingeschossigen Vorbaus am Hindenburgplatz vor. Um der Funktion von Architektur als kulturelle Praxis Ausdruck zu verleihen und dem öffentlichen Raum zugänglich zu machen, ist es vorgesehen einen Abschnitt der Südfassade mit „Kunst am Bau“ zu bespielen.
Baukörper + Innere Struktur
Ein 75 cm - Raster gliedert das neue Bauvolumen. Die Ablesbarkeit des Rasters in der Fassade sowie die leicht reflektierende Aussenhaut aus Zinkblech verleihen dem Baukörper seinen eigenen Rhythmus und integrieren Ihn in sein städtebauliches Umfeld. Die Aufstockung wird vom Bestand abgesetzt und über einen Verbindungsbau erschlossen. Der Höhenunterschied wird über eine Rampe sowie eine Treppe überbrückt. Zwei Terrassen auf der Nord- und Südseite füllen den Raum zwischen Neubau und Bestand. Es entstehen qualitative Aussenräume welche u.a. auch zur Flucht im Brandfall dienen. Die Aufstockung ist als stützenfreier Raum konzipiert und als offene Bürofläche gedacht. Aufgrund der notwendigen Flexibilität zukünftiger Büroflächen, wird das Raumprogramm nicht in Räumen sondern in Zonen gedacht um auf unterschiedlichste Szenarien reagieren zu können. Die Funktionen des Raumprogramms lassen sich über Akustikvorhänge zu- und abschalten und bei Bedarf zu einem Großraum zusammenfügen. Das großzügige Oberlicht dient neben seiner Belichtung der Besprechungszone im Zentrum, auch der natürlichen Be- und Entlüftung. Lediglich die Büros des Geschäfts- und Hauptgeschäftsführers sind als Räume konzipiert. Eine Realisierung des Raumprogramms mit Einzelräumen ist möglich und wird zeichnerisch über eine zusätzliche Variante nachgewiesen.
Konstruktion
Dem Konzept liegt aufgrund der statisch nicht belastbaren Bestandsdecke eine Hybridkonstruktion aus den Baustoffen Stahl, Holz und Beton zu Grunde. Die Bodenplatte aus Spannbeton-Hohldielen mit einem umlaufenden Ringanker ermöglichen die Überspannung der Erdgeschossfläche und gewährleisten somit die Lastfreiheit der wenig tragfähigen (verbeleibenden) Bestandsdecke. Die Primärtragkonstruktion aus Stahl, ähnlich einer Zeltkonstruktion, mit Quadratrohren 200 x 200 mm welche vorgefertigt und vor Ort ineinander gesteckt und verschweisst werden, tragen die Lasten über vorgefertigte Dreiarm-Stützen in die Bestandswände. Vorgefertigte Holztafelelemente mit einer vorbewitterten Zinkfassade bilden die umlaufende, leichte Aussenhaut und erfüllen die bauphysikalischen Anforderungen. Die Vorteile dieser Konstruktion sind die Leichtigkeit und Filigranität sowie die rasche und trockene Bauweise durch den sehr hohen Vorfertigungsgrad. Die Montage aller Bauteile ist immer kurzzeitig mit einem Mobilkran möglich, da die Flächen für Baustelleneinrichtungen sehr begrenzt sind.